Was spricht für eine Hausgeburt, was für eine Geburt im Geburtshaus und was für eine Geburt im Krankenhaus?
Du bist schwanger und überlegst gerad welcher Ort für die Entbindung für dich am besten wäre? Dann schau dir diesen Beitrag an. Hier erfährst du:
Inhalt
- Was du bei der Auswahl des Geburtsortes bedenken solltest
- Die Vorteile einer Geburt im Geburtshaus
- Was für eine Geburt im Krankenhaus spricht
- Für wen eine Hausgeburt geeignet ist
- Unter welchen Umständen du eine Geburt im Geburtshaus einer Hausgeburt vorziehen solltest
Was solltest du bei der Auswahl des Geburtsortes bedenken?
Eine Geburt ist ein sehr sensibler, hormonell gesteuerter Prozess, der schnell durch äußere Einflüsse gestört werden kann. So kann der Ort, an dem du entbindest, sehr viel zum Geburtsprozess beitragen. Generell gilt, dass du dort, wo du dich am wohlsten und sichersten fühlst, am besten loslassen kannst und somit sehr gute Voraussetzungen für eine gut laufende Geburt schaffst.
Daher nimm dir etwas Zeit, um für dich herauszufinden, ob eine Geburt im Krankenhaus, im Geburtshaus oder eine hebammengeleitete Hausgeburt für dich das Richtige ist. Dieser Beitrag soll dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen.
Gut zu wissen ist übrigens, dass egal für welche der drei Geburtsorte du dich am Ende entscheidest, alle drei objektiv gesehen gleich sicher sind! Somit kannst du ruhigen Gewissens den Ort auswählen, der am besten zu dir passt!
Während du diesen Beitrag liest, solltest du dir daher überlegen, was für dich Sicherheit bedeutet. Was brauchst du, damit du dich fallenlassen kannst? An welchem Ort hättest du am wenigsten Angst vor der Geburt? Aber auch, welche Vorerkrankungen hast du und kommen somit alle Geburtsorte für dich infrage. So solltest du überprüfen, welcher Ort für dich sowohl medizinisch als auch mental bzw. psychisch am sinnvollsten ist.
Was spricht für eine Geburt im Geburtshaus?
Bevor du erfährst, was für eine Geburt im Geburtshaus spricht, solltest du wissen, dass nicht jede Frau im Geburtshaus entbinden kann. Bestimmte Vorerkrankungen oder Komplikationen, die in der Schwangerschaft auftreten, schließen diesen Geburtsort aus Sicherheitsgründen aus. So kannst du beispielsweise dort nicht entbinden, wenn du einen BMI über 35 hast, dein Kind in Endlage (Popo nach unten) liegt, Blutdruckmedikamente einnimmst oder Blutgerinnungsstörungen hast. In diesen Fällen ist es aus medizinischer Sicht sinnvoller, im Krankenhaus zu entbinden, da die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen während oder nach der Geburt einfach höher sind und du schneller ärztlich versorgt werden kannst.
Weitere Ausschlusskriterien sind Schwangerschaftsdiabetes, die mit Insulin behandelt wird, Zwillingsgeburten, Frühgeburten und Geburten von Babys, die noch länger als 14 Tage nach dem errechneten Termin im Bauch der Mutter sind.
Treffen diese Ausschlusskriterien nicht auf dich zu, dann ist das Geburtshaus genau das Richtige für dich, wenn du dir Folgendes wünscht:
1:1 Betreuung: Im Krankenhaus werden, aufgrund von Personalmangel, häufig mehrere Geburten gleichzeitig von einer Hebamme betreut. Wenn man Pech hat, wechselt dann auch noch diese Hebamme, aufgrund des Schichtdienstes. Im Geburtshaus wirst du während des gesamten Geburtsprozesses immer von ein und derselben Hebamme betreut, die stets weiß, wie es um dich und das Baby bestellt ist. Sie betreut dich so lange, bis ihr das Geburtshaus wieder verlasst. Wenn es dann zur Entbindung kommt, kommt sogar noch eine weitere Hebamme dazu, die dann nur für dein Baby zuständig ist. Diese 1:1 Betreuung soll es irgendwann auch in Krankenhäusern geben, da man herausgefunden hat, dass es für die Schwangere sehr wichtig ist.
Hebamme bekannt: Im Geburtshaus wird sich darum bemüht, dass du jede Hebamme, die dort arbeitet, bereits bei den Voruntersuchungen kennenlernst, sodass du die Hebamme, die bei der Entbindung dabei ist, schon kennst.
Keine Störung: Außer der Hebamme und deiner Begleitung wirst du im Normalfall während des Geburtsprozesses niemanden sehen. Du hast also nur Bekannte um dich herum und es kommen keine fremden Personen in den Raum. Dies kann ein großer Vorteil für deine Intimsphäre bedeuten.
Schöne Atmosphäre: Im Geburtshaus erwartet dich eine ruhige Umgebung mit Kerzenschein.
Mehr Bewegung: Einige Frauen liegend während des Geburtsprozesses fast die ganze Zeit, andere wollen sich am liebsten durchgängig bewegen. Da im Geburtshaus kein Wehenschreiber an dir befestigt wird, bist du weniger eingeschränkt. Die Herztöne deines Babys werden in bestimmten Abständen mit einem Dopton abgehört, was bei der 1:1 Betreuung ausreichend ist.
Möglichst natürliche Geburt: Im Geburtshaus gibt es nur wenige Interventionen.
So ist im Geburtshaus z.B. keine Einleitung mit hormonellen Stoffen möglich. Man sagt, dass jemand schneller zu Schmerzmitteln greift, wenn sie direkt verfügbar sind oder angeboten werden.
Natürlich haben die Hebammen jedoch auch alternative Schmerzmittel, diese werden von den schwangeren Frauen jedoch tatsächlich nur selten in Anspruch genommen. Dies ist mit Sicherheit auch der ständigen Motivation der begleitenden Hebamme geschuldet, sie hilft dir, die Geburt allein, ohne Eingriffe, zu schaffen!
- Durch die 1:1 Betreuung kann deine betreuende Hebamme manchmal schneller als im Krankenhaus merken, wenn während der Geburt Komplikationen auftreten, die dich oder dein Baby gefährden könnten. In solchen Fällen wird sofort gehandelt und du wirst in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht.
- Falls du dich für eine Geburt im Geburtshaus interessierst, solltest du dich bereits direkt, nachdem du von deiner Schwangerschaft erfahren hast, dort melden. Denn leider sind die Plätze für eine Geburt im Geburtshaus sehr schnell vergeben.
Was spricht für eine Geburt im Krankenhaus?
Arzt immer vor Ort: Im Gegensatz zu einer Geburt im Geburtshaus oder zu Hause kann hier immer direkt ein Arzt mit hinzugezogen werden.
Schnelle Schmerzmittel: Da einige Schmerzmittel nur durch einen Arzt verordnet bzw. gegeben werden dürfen, gibt es im Krankenhaus eine größere Auswahl an Schmerzmitteln.
Einleitung möglich: Nur im Krankenhaus ist eine Einleitung in Form einer PDA möglich. Aus diesem Grund bekommst du von Anfang an einen venösen Zugang gelegt.
Durchgängige Überwachung: Dadurch, dass du durchgängig am Wehenschreiber bist, werden die Herztöne deines Babys und deine Wehenaktivität durchgängig überwacht.
Kinderklinik: Falls du ein Krankenhaus mit Kinderklinik auswählst, kann dein Baby im Notfall direkt dort behandelt werden.
Kaiserschnitt möglich: Manchmal wird zu schnell zu dieser Methode ergriffen, manchmal ist es aber auch dringend notwendig. Hier kannst du, ohne verlegt zu werden, direkt einen Kaiserschnitt bekommen. Du kannst ihn in einigen Fällen sogar vorher mit dem Krankenhauspersonal planen.
Was spricht für eine Hausgeburt?
Die Vorteile einer hebammengeleitenden Hausgeburt ähneln denen einer Geburt im Geburtshaus sehr. Hinzu kommen noch folgende positiven Aspekte:
Immer zu Hause: Hausgeburt sagt es ja schon, du bekommst dein Kind zu Hause. Du brauchst also keine Wehe im Auto auszuhalten, indem du dich weder ausstrecken, bewegen oder hinlegen kannst. Und auch die Rückfahrt aus Kranken- oder Geburtshaus entfällt. Du kannst dich also nach der Geburt mit deinem neugeborenen Baby einfach entspannt in dein eigenes Bett legen.
Weniger Infektionen: Da du dich in deiner eigenen Keimumgebung befindest, treten bei dir und deinem Baby weniger Infektionen auf. So kann es z.B. zu keinem Krankenhauskeim kommen.
Falls du bereits ein Kind hast, denk vor allem bei einer Hausgeburt darüber nach, ob dein Kind bei der Geburt dabei sein soll oder nicht. Freut es sich auf die Geburt oder meinst du, dass es sich fürchten würde und um dich Angst hat? Wenn es dabei sein soll, stell ihm eine vertraute Person zur Seite, die sich nur um es kümmert, damit es immer einen Ansprechpartner hat.
Jetzt hast du die Vorzüge und somit auch die Nachteile der drei verschiedenen Geburtsorte kennengelernt. In dem Fall, dass du keine bestimmten Vorerkrankungen hast und auch bisher keine Schwangerschaftskomplikationen vorliegen, kannst du dich frei entscheiden.
Bist du eher der Typ, der große Angst vor den Schmerzen während des Geburtsprozesses hat und befürchtet, dass dem Baby etwas passieren könnte, möchtest du deshalb lieber einen Arzt bei euch in der Nähe haben und wünscht dir durchgängige Überwachung der Wehen und der Herztöne deines Babys, dann solltest du ein Krankenhaus zur Entbindung wählen. Eventuell suche dir eins aus, was direkt eine Kinderklinik mit dabei hat.
Oder ist dir eine möglichst natürliche Geburt wichtig, bei der du nur Bekannte um dich herum hast, dich frei bewegen kannst und wünscht dir eine schöne Atmosphäre? Dann ist wohl das Geburtshaus oder eine hebammengeleitete Hausgeburt das Richtige für dich.
Falls du dich zwischen Geburts- und Krankenhaus nicht entscheiden kannst, guck dir doch einfach mal beides an und schau, wo du dich wohler fühlst. Sprich mit den Hebammen und mach eine Kreissaalbesichtigung.
Bist du gerade in der Zwickmühle zwischen Hausgeburt und einer Geburt im Geburtshaus? In diesem Fall könnten dir folgende Faktoren vielleicht weiterhelfen:
Unter welchen Umständen könntest du eine Geburt im Geburtshaus einer Hausgeburt vorziehen?
Während sich viele Schwangere und vor allem deren Partner eine ganz schön große Schweinerei unter einer Hausgeburt vorstellen, ist dies unter normalen Umständen nicht der Fall. Meist reicht schon eine große Malerfolie, ein Müllsack und zwei Waschmaschinen Wäsche aus, um alles wieder in den ursprünglichen Zustand zu bekommen. Dies sollte also kein Ausschlusskriterium für eine Hausgeburt sein.
Falls du jedoch in einem hellhörigen Mehrfamilienhaus wohnst und du Bedenken hast, dass deine Nachbarn, deine Schwiegereltern oder deine anderen Kinder dich während der Geburt hören könnten und dir das unangenehm sein könnte, dann könnte das Geburtshaus der richtige Ort sein.
Auch wenn das nächste Krankenhaus von dir sehr weit entfernt ist oder du im 10. Stock wohnst, könnte eine Geburt im Geburtshaus, bei dem das Krankenhaus näher dran liegt, sinnvoller sein. So kannst du im Notfall schneller verlegt werden.
Du wünschst dir eine Wassergeburt, hast jedoch keine Badewanne, dann ist das Geburtshaus auch ein guter Ort.
Viele Geburtshäuser bieten auch Hausgeburten an. Hier kannst du oft sogar noch spontan entscheiden, ob du lieber eine Hausgeburt haben oder im Geburtshaus gebären möchtest. Da es nicht alle anbieten, kann es sein, dass du gar keine Hebamme in deiner Nähe findest, die eine Hausgeburt durchführt. Dann ist das Geburtshaus eine gute Alternative.
Egal wofür du dich am Ende entscheidest, bedenke, dass auch eine gute Vorbereitung auf die Geburt positive Auswirkungen haben kann. Im Beitrag „Warum du unbedingt einen Geburtsvorbereitungskurs machen solltest“ erfährst du mehr dazu. Und hier geht es zu den besten Geschenken zur Geburt.
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*Bei einer PDA wird die Schwangere durch eine Spritze in die Wirbelsäule so betäubt, dass sie vom Schmerz der Geburt oft kaum mehr etwas mitbekommt.
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