Wochenbettdepression – Anzeichen, Symptome & Hilfe
Schon seit Jahrtausenden ist die Geburt für jede Familie wie eine Atombombenexplosion. Alles, der Alltag, das Gefühlsleben und die Beziehung der Eltern wird komplett auf den Kopf gestellt. So leiden viele Mütter nach der Geburt unter doppeltem Trennungsschmerz.
Inhalt
Zum einen vermissen sie das intime Gefühl, ihr Baby im Bauch zu tragen, an das sie sich neun Monate lang gewöhnt haben. Andererseits trauern sie ihrem alten bisherigen Leben nach, das nicht vollständig von fremden Bedürfnissen bestimmt wurde.
Willst du jetzt am liebsten auch noch gar nicht mehr das Bett verlassen, bist du von starken Ängsten, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit geplagt, kann es sich bei dir um einen Babyblues oder eventuell sogar um eine Wochenbettdepression handeln.
Während der Babyblues nach zwei Wochen von allein verschwindet, kann dich eine Wochenbettdepression das ganze erste Jahr nach der Geburt deines Kindes begleiten.
So leiden ca. 15 % aller Frauen unter einer Wochenbettdepression. Aber auch manche Väter entwickeln eine postnatale Depression, wie die Wochenbettdepression auch bezeichnet wird.
In diesem Beitrag erfährst du:
- Woran du erkennst, ob du an einer Wochenbettdepression leidest (Symptome)
- Wie sie diagnostiziert und behandelt wird (Diagnose und Behandlung)
- Wie es zu einer Wochenbettdepression kommt? (Ursachen)
- Wie du einer Wochenbettdepression vorbeugen kannst (Vorbeugen).
Wochenbettdepression: Woran erkennst du, ob du darunter leidest?
Die Symptome einer Wochenbettdepression sind vielseitig und können bei den Betroffenen ganz unterschiedlich sein. Da die Anzeichen häufig nur vereinzelnd auftreten, ist es nicht immer leicht, die postnatale Depression direkt zu erkennen. Daher solltest du bereits auf zunächst weniger auffällige Symptome, wie Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations- und Schlafschwierigkeiten achten. Bereits bei diesen Anzeichen kannst du mit deiner Hebamme oder deinem Arzt darüber sprechen.
Weitere mögliche Symptome können sein:
- durchgängige negative Stimmung
- stetige Traurigkeit oder Freudlosigkeit
- inneres Gefühl der Leere
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit, sodass dir nur noch nach Schlafen ist
- Keinerlei Interesse an deiner Umwelt
- Starke Schuldgefühle, sodass du dich für alles verantwortlich fühlst, was schiefging
- Negatives Selbstbewusstsein, du fühlst dich wertlos
- Ängste oder Panikattacken
- Herzbeschwerden
- Taubheitsgefühle
- Zittern
- Du möchtest dich verletzen oder dir Schaden zufügen
- Suizid-Gedanken
- Ein Gefühl von Überforderung deinem Kind gegenüber
- Gleichgültigkeit gegenüber deinem Kind oder sogar Verstoß deines Neugeborenen
- Du möchtest deinem Kind Schaden zufügen
Manche Anzeichen sind dir vielleicht so unangenehm, dass du dich schämst und sie keinem sagen möchtest. Denk daran, dass sie nicht nur dich betreffen, sondern auch andere Mütter dies schon durchgemacht haben und du nichts für diese Symptome kannst!
Wie wird eine Wochenbettdepression diagnostiziert und behandelt?
Generell gilt, je früher eine Wochenbettdepression erkannt wird, desto besser ist es für dich und dein Baby!
So kann, auch, wenn es sich am Ende „nur“ um einen Babyblues handelt, ein Gespräch mit deiner Hebamme oder deinem Arzt bei nur den kleinsten Anzeichen nicht schaden.
Deine Hebamme oder dein Arzt wird dir dann einige Fragen stellen, um die postnatale Depression diagnostizieren und gegebenenfalls die Stärke ermitteln zu können. Sie nutzen dazu meist den Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS), der extra darauf zugeschnitten wurde.
Die Behandlung ist abhängig von der Stärke der Depression und daher sehr individuell. Meist besteht sie aus einer Mischung aus Gesprächs- Körpertherapie und gegebenenfalls einer medikamentösen Therapie.
Bei leichten Formen reicht jedoch meist schon die Unterstützung im Haushalt und beim Pflegen deines Babys aus, um die Symptome zu lindern. Familienmitglieder, eine Haushaltshilfe oder Nanny sind hier empfehlenswert.
In einigen schweren Fällen von Wochenbettdepression wird ein längerer Aufenthalt in einer Klinik empfohlen. Mutter-Kind-Kliniken, die sich um dich und dein Kind sorgen, sind unter anderem dafür ausgelegt.
Wie kommt es zu einer Wochenbettdepression? Was sind die Ursachen?
Genau wie auch beim Babyblues wird als Hauptauslöser der Wochenbettdepression der Hormonabfall von Östrogen und Progesteron im Körper der Frau genannt. Sowohl die Östrogen- als auch die Progesteronkonzentration sinkt bei jeder Frau nach der Geburt abrupt ab. Das Hormon Prolaktin hingegen steigt.
Da vor allem Östrogen unter anderem im Gehirn für die Stabilisierung der Stimmung zuständig ist, kann man sich gut vorstellen, dass ein Abfall dieses Hormons zu einem Stimmungstief führen kann.
Allerdings passiert dieser Vorgang bei allen Frauen und nicht alle leiden unter einem Baby Blues oder gar einer Wochenbettdepression. Daher muss noch mehr dahinterstecken.
Bisher sind die genauen Ursachen ungeklärt. Bekannt ist jedoch, dass bestimmte Faktoren das Auftreten einer Wochenbettdepression erhöhen bzw. begünstigen können:
- Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung in Form von In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
- psychische Vorerkrankungen der Mutter, wie Depression, Zwangs-, Panik-, Angststörungen oder Phobien
- traumatische Erlebnisse in der Kindheit der Mutter
- psychische Vorerkrankungen in der Familie führen zu einer höheren Anfälligkeit
- schwierige finanzielle Situation
- traumatische Geburt
- Kaiserschnitt
- Mehrlingsgeburt
- Baby auf der Neugeborenen-Intensivstation war/ist
- nicht stillen
- mangelnde Unterstützung durch den Partner oder die Familie
- körperliche und geistige Erschöpfung
- Veränderung der Schilddrüsenhormone
- Schreikind.
Damit du erst gar nicht in eine schwere Wochenbettdepression rutscht, kannst du sowohl vor als auch nach der Geburt einiges tun:
Wie kann ich einer Wochenbettdepression vorbeugen?
Vor allem, wenn du bereits vor oder in der Schwangerschaft merkst, dass du Ängste oder Depressionen hast, nimm schon während der Geburtsvorbereitung eine Unterstützung an. Dies gilt auch, wenn du irgendwelche psychischen Vorerkrankungen hast. Du kannst dich bereits als Schwangere psychologisch beraten lassen.
Mache einen Geburtsvorbereitungskurs: Der Kurs kann dir die Angst vor dem Unbekannten nehmen und dich möglichst gut auf die Geburt und die Situation im Wochenbett vorbereiten. Außerdem findest du hier viele Verbündete 😉
Kläre deine Bedenken mit dem Krankenhaus oder dem Geburtshaus ab, in dem du entbinden möchtest.
Dein Arzt kann dir auch ein Schreiben mit Hinweis auf eine notwendig sensible Handhabung bei dem Geburtsprozess und der Entbindung ausstellen. So wird während der Geburt besonders auch auf deine Bedürfnisse eingegangen.
In der ersten Zeit nach der Geburt können sich dann der Papa des Babys oder das Pflegepersonal der Klinik verstärkt um dein Baby kümmern, damit du dich erst einmal ausruhen und wieder Kraft tanken kannst. Nimm dein Baby jedoch immer wieder in den Arm und schau dir an, was für ein Wunder du geschaffen hast
Weiterhin ist es wichtig, dass du über deine Gefühle sprichst und dich nicht von ihnen „auffressen“ lässt.
Treibe viel Sport und übe Meditation oder Yoga aus. Vor allem am Ende der Schwangerschaft und im Wochenbett können Meditationen hilfreich sein.
Verlass das Haus und mache Ausflüge. Auch an verregneten Tagen kann ein „Regenspaziergang“ Wunder bewirken. Und wenn du mal gar nicht rauswillst, weil das Wetter so mies ist, probiere z.B. neue Rezepte aus.
Esse ausgewogen. Frisches, ausgewogenes Essen bringt deinen Körper und somit dich in Schwung. Es hilft dir, deine Hormone ins Gleichgewicht zu bringen.
Auch ein großes Blutbild kann die Aufschlüsslung über deinen aktuellen Gefühlszustand geben. Hier kann dir auch die alternative Medizin, z.B. Heilpraktiker helfen.
Auch wenn es dir schwerfällt, stell dir bereits vor der Geburt vor, wie schön es mit deinem Baby sein wird! Schreibe dir vielleicht auch auf, was du machen kannst, wenn es dir mal zu viel wird, so brauchst du später keine Lösungen zu suchen, sondern hast sie schon parat!
War dieser Artikel informativ für dich? Wie hast du die Geburt deines Babys erlebt? Schreibe uns gerne deine Erlebnisse über das Kommentarfeld.
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